Die vergrößerte Kabeltrommel aus Epoxidharz mit schwarzem Pigment liegt auf dem Boden und irritiert. Handelt es sich um ein Überbleibsel von Aufbauarbeiten, ein Ready-made oder eine klassische Skulptur? Auf den zweiten Blick sind deutliche Spuren des Arbeitsprozesses zu sehen: Überschüssiges Material, dass aus den Schalen gelaufen ist, Nahtstellen, die nicht kaschiert wurden. Die Skulptur legt ihren eigenen Entstehungsprozess offen. Das Kabel dreht sich um die Trommel und steckt oben in ihrer eigenen Steckdose. Sie scheint ihre Energie nur aus sich selbst zu speisen. Ein in sich geschlossener Kreislauf, der sich selbst genügt und gleichzeitig über eine anziehende Materialästhetik verfügt – ein mattes Schwarz, auf dessen Oberfläche das Licht sanft gebrochen wird und das zum Anfassen animiert. Das Objekt könnte auch eine augenzwinkernde Metapher für ein traditionelles, verklärtes Künstler_innenbild sein: das aus sich selbst schöpfende Genie, das keinerlei äußere Einflüsse benötigt.
Isabelle Meiffert